Der Konsum psychoaktiver Substanzen beim Sex ist inzwischen weit verbreitet, auch in der LGBTQI+-Community. Vor allem Männer, die Sex mit Männern haben, nutzen verschiedene Drogen, um bei Sex-Partys mehr Spaß zu haben und länger durchzuhalten. Beim Inhalieren, Sniefen, Rauchen, Schlucken, Spritzen oder Einführen in den Anus setzt du dich allerdings gesundheitlichen Risiken aus. Wenn du die Ansteckung mit STIs oder auch anderen Krankheiten vermeiden möchtest, solltest du Tipps zur sogenannten Safer-Use-Hygiene beachten.
Schütze dich durch einfache Grundregeln
Die wichtigste Regel beim Konsum von Drogen ist immer Safety first. Das bedeutet, dass der Konsum in der Schwangerschaft und Stillzeit ebenso tabu sein sollte, wie vor und während der Teilnahme am Straßenverkehr. Vor allem, wenn du mit dem Auto, Motorrad oder Fahrrad fahren möchtest, lass die Finger von Drogen.
Ein altes Sprichwort sagt, dass gute Planung das Leben erleichtert. Das gilt auch, wenn du Drogen konsumierst. Gehst du beispielsweise auf eine ChemSex-Party, frage dich vorher, was du vor, während und nach der Party brauchst, um immer sicher zu sein und dich selbst bestmöglich zu schützen. Eine wichtige Grundregel sollte für dich stets lauten, dass ausschließlich du selbst entscheidest, was dir guttut und welche Regeln für den Konsum (und auch für den Sex) für dich gelten sollen. Andere mögen abweichende Regeln haben, aber du solltest dich an die von dir aufgestellten halten.
Ein weiser Mensch hat einmal gesagt, dass Wissen Macht ist. Aus diesem Grund solltest du dir vor dem Konsum von Drogen die wichtigsten Informationen holen, zu den Substanzen selbst, zu ihren Neben- und Wechselwirkungen und vor allem zu den Risiken, die mit ihrem Konsum verbunden sind. Eine gute Möglichkeit, sich solche Informationen zu besorgen, ist das „Drug-checking“. Zwar ist eine solche Analyse nicht immer auf die Schnelle möglich, aber wenn du die Chance hast, nutze sie.
Vor gesundheitlichen Folgen kann dich vor allem eine gesunde Selbsteinschätzung bewahren. Wenn du dich selbst nicht überschätzt und die Dosis sowie die Risiken nicht unterschätzt, trägt das zu deiner Sicherheit bei. Übrigens solltest du immer deine Freunde auf dem Laufenden halten, was du konsumierst. So sind sie in der Lage, dir im Notfall zu helfen.
Testen und Herantasten in sicherem Umfeld
Zur Safer-Use-Hygiene gehört auch, dass du Substanzen, die dir bisher unbekannt waren, zunächst mit großer Vorsicht auf ihre Wirkung testen solltest. Nimm sie auch nicht einfach auf irgendeiner Party, sondern probiere sie in kleinstmöglichen Mengen, im Idealfall im Beisein von Freunden zu Hause. Achte auf Anzeichen für eventuelle Vergiftungen oder Abwehrreaktionen. Merkst du, dass dein Körper negativ auf eine Substanz reagiert, lass die Finger davon. Außerdem ist es sinnvoll, wenn du dich an höhere Dosen langsam herantastest. Vor allem ist es ratsam, wenn du vor dem Nachdosieren mindestens 90 Minuten wartest.
Gerade beim Sniefen oder Schlucken kann die Wirkung verzögert einsetzen. Bei Veranstaltungen, die das ganze Wochenende dauern (beispielsweise Raver-Partys, aber auch ChemSex-Partys) solltest du zu deiner eigenen Sicherheit den einen oder anderen Cool down einbauen, dich abkühlen und beim Konsum eine Pause einlegen. Vergiss auch nicht, ausreichend Wasser zu trinken, damit du nicht dehydrierst.
Verwende saubere Utensilien beim Konsum
Um dich vor Krankheitserregern möglichst gut zu schützen, verwende Utensilien, die du für den Konsum benötigst, ausschließlich alleine. Die Übertragung von Krankheiten ist beispielsweise beim „Drücken“ (das Spritzen von Drogen) nicht nur über die Spritze, sondern auch über andere Utensilien wie Filter, Löffel oder Feuerzeug möglich. Bereits benutztes Werkzeug erhöht dein Risiko, dich mit Hepatitis anzustecken. Du solltest aber nicht nur deine Konsum-Utensilien sauber halten, sondern auch vor und nach dem Konsum für möglichst gute Hygiene sorgen.
Dazu gehört etwa, dass du dir vor dem Setzen eines Schusses die Hände gründlich wäschst. Danach ist es sinnvoll, die Einstichstelle mit einem Alkoholtupfer zu desinfizieren, denn auf der Haut sind Bakterien und Keime vorhanden, die beim Injizieren in die Wunde gelangen könnten. Nach der Injektion drücke für einige Minuten ein sauberes Stück Zellstoff oder einen frischen Alkoholtupfer auf die Injektionsstelle.
Auch beim Kauf von Substanzen ist Hygiene angesagt, um das Risiko von Infektionen zu minimieren. Hast du etwas gekauft, fülle es am besten sofort in ein eigenes Behältnis/Tütchen um und wasch dir dann gründlich die Hände.
Wichtiger Hinweis: Auch das beim Drücken verwendete Wasser kann durchaus Krankheiten übertragen, weil es Nährboden für Pilze und Bakterien ist. Wenn möglich, koche es vor der Verwendung ab. So werden die meisten Krankheitskeime abgetötet und du kannst es sorglos benutzen.
Crackpfeife & Vaporizer: Rauchen von Substanzen
Utensilien, die du zum Konsum von psychoaktiven Substanzen verwendest, solltest du nicht nur als Einziger nutzen, sondern sie zudem immer gründlich reinigen, also desinfizieren oder auskochen. Wenn du deinen Joint, die Crack-Pfeife und den Vaporizer mit anderen gemeinsam benutzt, kannst du dir leicht Viren und Bakterien einfangen.
Das Rauchen von Crack oder Methamphetamin mit einer Crack-Pfeife ist beliebt, birgt aber Risiken. Einmal kannst du dir beim Rauchen die Lippen und Schleimhäute verletzen, weil dabei sehr hohe Temperaturen entstehen. Aufgrund der betäubenden Wirkung machen sich entstandene Verletzungen eventuell erst im Nachhinein bemerkbar.
Tipp: Beim Vaporizer werden übrigens, im Gegensatz zu Aktivkohlefiltern, keine nicht psychoaktiven Stoffe aus dem Rauch herausgefiltert. Deshalb entfalten die verwendeten Stoffe bei einem Vaporizer ihre Wirkung effizienter.
Up the Bum oder der Rausch durch die „Hintertür“
Viele wissen, dass das Inhalieren, Rauchen, Schlucken oder intravenöse Injizieren von psychoaktiven Substanzen die Nase, den Magen und die Venen schädigen können. Deshalb steigen viele auf das anale Einführen von Substanzen (mittels Spritze ohne Nadel oder in einer Kapsel) um. Bei dieser Art des Konsums schonst du nicht nur die erwähnten Körperteile, sondern profitierst auch davon, dass die Wirkung ähnlich intensiv ist wie beim Injizieren in die Vene. Um allerdings deinen Hintern nicht zu verletzen und Schmerzen beim Einführen zu vermeiden, ist es ratsam, wenn du wasserlösliches Gleitgel benutzt. Damit du bei dieser Prozedur Infektionen vermeidest, solltest du beim Einführen von Spritzen oder Kapseln Handschuhe tragen. Außerdem gilt, dass jeder Hintern seine eigene Spritze bekommt.
Wenn du feste oder flüssige Substanzen über den Anus konsumierst, nimmt der Blutkreislauf sie durch die Darmschleimhaut des Mast- beziehungsweise Enddarms auf, das bedeutet, er resorbiert sie. Erfolgt die Resorption einer Substanz im untersten Teil des Mastdarms, werden dadurch der Pfortaderkreislauf und die Leber umgangen (First-Pass-Effekt). So gelangt die Substanz in die Zielorgane, ohne dass eine erste enzymatische Bearbeitung in der Leber stattgefunden hat. Dies kann die Wirkung der Substanz deutlich verstärken.
Safer-Use-Hygiene auch beim Sex selbst
Weil wir schon beim Thema Safer-Use sind, müssen wir natürlich auch das Thema Safer-Sex ansprechen. Vor allem, wenn du zeitgleich psychoaktive Substanzen konsumierst, solltest du besonders darauf achten, dass du vor lauter Rausch beispielsweise nicht vergisst, beim Analsex Kondome zu verwenden. Bei einer ChemSex-Party kann der Griff zum Gummi schon mal unterbleiben, was das Risiko erhöht, dass du dir HIV, Hepatitis, einen Tripper, Syphilis, Feigwarzen (STIs = sexually transmitted diseases) oder ähnlich unangenehme Erkrankungen zuziehst. Auf ChemSex-Partys oder bei anonymem Sex während des Cruising hast du diese Sicherheit fast nie. Deshalb zieh dir oder deinem Partner sicherheitshalber ein Verhüterli drüber und halt dein „Haus“ auf diese Weise sauber.
Ungeschützten Sex solltest du immer nur mit Partnern haben, bei denen du sicher sein kannst, dass sie gesund sind, beziehungsweise, falls sie HIV-positiv sind, unter der sogenannten Nachweisgrenze liegen und somit nicht infektiös sind. Auch ungeschützter Sex mit Partnern, die sich durch eine PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) schützen, ist risikoarm, weil die Prophylaxe eine HIV-Infektion verhindert.
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