Der Mann hat maximale Leistung zu vollbringen, muss jederzeit funktionieren und darf nicht versagen, denn nur ein Gewinnertyp ist ein echter Mann. Schlappschwänze braucht niemand. Soweit das auch heute noch weit verbreitete Männerbild. Bringst du nicht deine Leistung, hagelt es Kritik, das gilt nicht nur für das Berufsleben, sondern auch fürs Bett. Diese Erwartungshaltung (auch dir selber gegenüber) kann zu starkem Performance-Druck werden, der genau das Gegenteil erreicht: Es klappt im Bett nicht mehr so richtig, dein bestes Stück steht gar nicht oder nicht lange genug und der Orgasmus bleibt aus. Aber keine Sorge, wenn du weißt, was die Ursachen sind, kannst du gegensteuern.
Was zu Orgasmus-Problemen führen kann
Neben selbstgemachtem Leistungsdruck oder einer zu hohen Erwartungshaltung deines Partners können noch andere Gründe für Probleme beim Kommen sorgen. Dazu zählen beispielsweise übermäßiger Porno-, Drogen- oder Medikamentenkonsum. Aber auch tief sitzende Beziehungsprobleme oder Stress im Berufsleben können Ursachen für Performance-Druck und Probleme beim Sex sein. Oder haben sich vielleicht deine sexuellen Vorlieben mit der Zeit gewandelt und du brauchst heute andere Formen der Stimulation als früher? Möchtest du wieder Sex ohne Performance-Druck haben und das Liebesspiel einfach wieder genießen, musst du herausfinden, wo die Ursachen liegen. Dann kann der Spaß an geilem Sex wieder zurückkehren.
Das Männerbild in Pornos fördert den Leistungsdruck
Wenn du schon mal einen Schwulen-Porno geschaut hast, hast du im Grunde fast alle gesehen, weil man meist das Gleiche sieht. Es gibt unzählige Filme, in denen Männer Sex mit Männern haben, in denen der Bottom lustvoll stöhnend in die Kamera schaut, diese dann auf den riesigen Penis des Tops schwenkt, der eine Stunde ununterbrochen Leistung bringt und den Bottom schließlich zum Orgasmus penetriert. Weil eben fast alle Schwulenpornos so oder sehr ähnlich ablaufen, wird uns eingetrichtert: Kannst du das nicht auch, bringst du’s einfach nicht.
Das Problem ist nur, dass das dort gezeigte Rollenverständnis und Männerbild absolut nicht mit der Realität identisch ist. Dies ist jedem, der schon Sex hatte, zwar klar, dennoch wird das, was man da sieht, zur Idealvorstellung. Als Ergebnis versuchen wir Männer in diese Rollen zu springen, weil wir glauben, dass wir nur dann echte Bottoms oder Tops sind. Du als Mann hast zu befriedigen oder dich befriedigen zu lassen. Dabei wird gerne vergessen, dass der Penis eben ein sensibles Kerlchen ist und nicht immer mitmacht. Vor allem bei Stress zieht er sich gerne erstmal zurück.
Stress & Performance-Druck abbauen
Wenn es in deinem Bett immer nur um das Erbringen einer „Leistung“ in Form eines Orgasmus geht, ist das für deine und eure Sex-Performance nicht hilfreich, sondern eher kontraproduktiv. Hier heißt es, dich zu entspannen und dem Augenblick hinzugeben, anstatt dir Gedanken über deinen Orgasmus zu machen. Auf diese Weise hast du mit deinem Partner mehr Spaß am Sex und ihr solltet versuchen, diesen Spaß zu behalten, euren Sex ganzheitlich zu verstehen und ihn eben nicht auf den Orgasmus als das ultimativ wichtige Ziel zu reduzieren. Geiler und intensiver Sex ist mehr als nur das kurze Abspritzen am Ende, guten Sex kannst du auch ohne Orgasmus erleben. Schaffst du es, dir diese Sichtweise zu eigen zu machen, nimmst du den Fokus vom Orgasmus, spürst weniger Performance-Druck und kannst deutlich entspannter ans Liebesspiel gehen. Hast du dann einen Orgasmus, kann er umso intensiver und geiler sein.
Manche greifen auch zu Alkohol oder Drogen, um sich vom sexuellen Leistungsdruck zu befreien und sich zu entspannen. Das mag funktionieren, allerdings nur, wenn du nicht zu viel konsumierst. In angemessener Dosierung können Alkohol und auch Rauschmittel tatsächlich zur Entspannung und zur Angstreduzierung beitragen und wenn du es schon mal probiert hast, weißt du, wie gut Sex nach einem Glas Bier oder einem Joint sein kann. Konsumierst du aber zu viel Alkohol oder andere Rauschmittel, wirken sie eher abtörnend, sodass sich in der Hose gar nichts mehr regt.
Ausbleibende Kommunikation zwischen Partnern
Wie du gesehen hast, sind es oft psychische Ursachen und nicht selten Partnerschaftsprobleme, die zu sexuellen Störungen führen. Deshalb wäre ein offener Austausch mit deinem Partner so eminent wichtig, um den Spaß am Sex zurückzubringen. Die Realität sieht allerdings oft anders aus. Denn, mit dem Sexualpartner über erlebte „Ausfälle“ reden, Anspruchshaltungen und Erwartungen diskutieren oder Wünsche offen kommunizieren? Leider zu oft eine Seltenheit in Partnerschaften.
Ohne große Reden jemanden treffen, ficken, abspritzen und gehen: Das mag mal ganz schön sein, erfüllend ist es meist nicht. Weder als Top noch Bottom wirst du mit solchen Sexabenteuern dir, sondern folgst einem Sexverständnis, das dich zu einer auf Leistung getrimmten Maschine degradiert und letztlich enormen Druck aufbaut, funktionieren zu müssen, egal, ob es gerade Spaß macht oder nicht. Ausbleibender Spaß an dem, was du tust, gepaart mit Leistungsverständnis, führt früher oder später zu Problemen. Tu dir deshalb selbst einen Gefallen und entscheide dich für mehr Kommunikation und Austausch beim Thema Sex.
Wenn du Probleme beim Sex hast und nicht mit deinem Partner oder guten Freunden sprechen kannst, ist es vielleicht sinnvoll, dich an einen erfahrenen Therapeuten zu wenden.
Therapeuten berichten, dass sie von Männern immer wieder hören, dass diese in intimen Situationen durchaus Lust zum Sex haben, die Erregung aber von der Angst überlagert wird. Manche Therapeuten sprechen hier von „Kopfgeilheit“, weil eben erregt sein zu wollen, noch lange nicht tatsächlich erregt sein bedeutet. Mit einem Experten kannst du nicht nur die Ursachen für bestehende Probleme klären, er kann dir auch Wege aufzeigen, wie du dich aus der Spirale aus Erwartung, Leistungsdruck und Versagensangst befreien kannst.
Klärung körperlicher Ursachen
Jetzt wurde viel über psychische Ursachen für sexuelle Störungen gesagt, du solltest aber immer auch abklären, ob es vielleicht physische Gründe hat, dass du nicht zum Orgasmus kommst. Zu den häufigen körperlichen Ursachen gehören beispielsweise Diabetes, neurologische Erkrankungen (etwa Multiple Sklerose oder Parkinson) sowie Tumore (zum Beispiel bei Prostatakrebs). Ursächlich können zudem hormonelle Störungen (etwa Testosteronmangel), Nervenschädigungen aufgrund von operativen Eingriffen oder Verletzungen im Becken oder an der Wirbelsäule sein. Ebenso kommen Entzündungen der Geschlechtsorgane als Ursache in Betracht.
Um physische Ursachen auszuschließen, solltest du mit deinem Hausarzt sprechen, der dann die geeigneten Untersuchungen ansetzen kann. Wird einer der genannten Ursachen diagnostiziert, wird der Arzt eine entsprechende Behandlung verordnen, die die sexuellen Störungen beheben oder zumindest lindern kann, sodass du wieder mehr Spaß am Sex hast.
Definiere dich neu
Es ist an der Zeit, dass du dich selbst neu erfindest und aus der Rolle des Funktionsträgers ausbrichst. Mach Schluss damit, dich in deiner Stellung zu halten, einer Sache, deinem Unternehmen, einer Fußballmannschaft oder deiner Partnerschaft zu dienen. Vor allem bei dem Bestreben, in Sachen Sex die Stellung zu halten, ruinierst du nicht nur deine Bandscheibe, sondern erstickst auch deine Seele.
Verabschiede dich vom Gedanken, dass all dein Tun lediglich eine Dienstleistung ist, du deine Persönlichkeit unterdrücken musst und dich selbst auf deine Funktionalität zu reduzieren hast. Höre auf, dir physisch wie psychisch selbst zu schaden. Du darfst deinen Körper so lieben, wie er ist, und du musst nicht jederzeit zu 100 Prozent aus ihm herausholen, was in ihm steckt. Das ist der richtige Weg, dir eine entspannte Haltung beim Sex zuzulegen und ihn alleine oder mit einem Partner zu genießen, auch ohne Orgasmus.