Auch 2023 findet am 14. Juli wieder der internationale Tag der nichtbinären Menschen statt. Es ist ein Awareness-Tag, der die Aufmerksamkeit auf Menschen lenken soll, die sich selbst als non-binär definieren. Er wird international gefeiert und einst von Katje von Loon, einer Autorin, ins Leben gerufen.
Doch was steckt eigentlich hinter dem Begriff nichtbinär? Wer gehört zu dieser Kategorie und warum ist ein spezieller Tag so richtig und wichtig? Diese Fragen beantworten wir hier für Dich!
Frau, Mann und nichtbinär? Was steckt hinter dem Begriff
Noch vor 20 Jahren haben wir uns wenig mit Selbstdefinitionen und Sexualitäten anderer Menschen auseinandergesetzt. Lesben und Gays gab es schon immer, Sexualität war stets ein Thema, verschiedene Geschlechtsidentitäten wurden dagegen kaum erwähnt. Dass es mehr gibt als nur männliches und weibliches Geschlecht, beweisen die letzten Jahre eindeutig. Immer mehr Menschen finden den Mut und sprechen über ihre Identität und mögliche Identitätskrisen.
Aber was heißt denn nun eigentlich nichtbinär? Die Antwort ist nicht so komplex wie gedacht. Ein Mensch, der sich nicht als Frau und auch nicht als Mann fühlt, kann sich der Kategorie nichtbinär zuordnen. Der Begriff „binär“ steht für zweigeteilt und bezieht sich in diesem Fall auf die Geschlechtszuordnung Mann/Frau. Wer sich weder dem einen noch dem anderen vollkommen zuordnen kann, ist nichtbinär. (Quelle: https://www.bpb.de/themen/gender-diversitaet/geschlechtliche-vielfalt-trans/500940/nicht-binaer/)
Es ist durchaus möglich, dass sich nichtbinäre Menschen teilweise als Mann oder Frau empfinden, aber nicht ausschließlich. Erst einmal ist dieser Begriff nämlich nur die Überkategorisierung, darunter gibt es noch sehr viele feine Nuancen.
Hier eine kleine Übersicht, welche non-binären Identitäten es gibt:
- Androgyn: Menschen, die sich als eine Mischung aus Frau und Mann wahrnehmen, werden als androgynfühlend identifiziert.
- Bigender: Diese Personen empfinden sich beiden Geschlechtsgruppen (männlich und weiblich) als zugehörig. Das kann gleichzeitig der Fall sein oder abwechselnd, wobei dann von Genderfluid gesprochen wird.
- Demigender: Sogenannte Demiboys oder Demigirls fühlen sich zur Hälfte eines Geschlechtes zugehörig, zur anderen Hälfte aber nichtbinär.
- Femme: Femmes fühlen sich der Femininität zugehörig, ohne dass hierfür ein bestimmtes Geschlecht bei der Geburt vorherrschen musste.
- Ilyagender: Bezeichnung für nichtbinäre Menschen, die sich weder neutral, weiblich, agender noch männlich fühlen.
- Neutrois: Zugehörige dieser Kategorie identifizieren sich als geschlechtsneutral.
- Pangender: Zu jeder Zeit fühlen sich Pangender-Menschen allen existieren Geschlechtsgruppen zugehörig.
- Transgender: Es wird diskutiert, ob auch Transgender den nichtbinären Menschen zugeordnet werden können. Als Trans bezeichnen wir Menschen, deren Geschlechtsidentität vom Geburtsgeschlecht abweicht.
Die Sache mit den Pronomen
Wenn sich ein Mensch nicht nur mit einem Geschlecht definiert, wird es schwierig, ihn anzusprechen oder über ihn zu sprechen. Ist dieser Mensch ein „er“ oder doch eher eine „sie“? Nutzt du versehentlich das falsche Pronomen, kannst du dein Gegenüber damit womöglich verletzen, ohne es zu wollen. Es gibt keine Lösung, denn du findest keine Merkmale, an denen du das Geschlecht mit einem Blick erkennst.
Die einzige sinnvolle Lösung ist es, bei der nichtbinären Person nachzufragen. Manche von ihnen haben kein Problem damit, wenn du ein dir beliebiges Pronomen nutzt. Andere schätzen es dagegen, wenn du ihren Namen bei der Ansprache nutzt. Und wieder andere haben Pronomen für sich entwickelt, mit denen sie sich wohlfühlen. Dazu gehört zum Beispiel „sier“ (eine Mischung aus sie und er).
Können Menschen offiziell nichtbinär leben?
Bislang gibt es in Deutschland keine offizielle Anerkennung für die nichtbinäre Geschlechtsidentität. Bei der Geburt wird dem Menschen automatisch das offiziell ersichtliche Geschlecht zuzuordnen. Auf Antrag ist es möglich, dieses später zu „divers“ umwandeln zu lassen. Eine offizielle Anerkennung als „nichtbinär“ ist das aber leider noch nicht.
Tatsächlich arbeitet aber der Staat bereits daran, die Verfahren zu vereinfachen. Bislang waren komplexe Prozesse nötig, um überhaupt die Entfernung des Geschlechtseintrages zu erwirken. Mittlerweile ist es auf Antrag möglich, das Geschlecht zu verändern oder zu löschen.
Es bleibt zu hoffen, dass auch nichtbinäre Menschen in Zukunft die Chance haben, sich ihre Geschlechtsidentität offiziell zuschreiben zu können. Genau hierfür braucht es den Tag der nichtbinären Menschen, um die Aufmerksamkeit auf diese Personengruppe zu lenken!
Die Flagge der Nichtbinären – ein Zeichen für die Gruppe setzen
Viele Mitglieder der nichtbinären Bewegung zeigen Flagge am 14. Juli und darüber hinaus. Die Regenbogenflagge kennen wir alle, aber die Flagge für nichtbinäre Menschen ist noch nicht allen Menschen geläufig. Die sogenannte Non-Binary-Flag besteht aus den Farben Gelb, Weiß, Lila und Schwarz, wovon jede einzelne Farbe eine Bedeutung hat.
Gelb repräsentiert die Personengruppen, die ihr Geschlecht unabhängig von den existierenden binären Geschlechtern identifiziert. Weiß steht für Menschen, die sich einigen oder allen Geschlechtern zugehörig fühlen.
Lila ist für jene Personen geschaffen, deren Geschlecht sich zwischen männlich und weiblich befindet oder darin vermischt. Schwarz repräsentiert die Gruppe von Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen.
Fazit: Wir brauchen den Awareness-Tag für nichtbinäre Menschen
Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, sind solche Awareness-Tage für die Gesellschaft wichtig. Je weniger nichtbinäre Menschen präsent sind, desto schneller geraten sie in Vergessenheit. Das ist ungerecht und verletzt die betroffenen Personen oft sehr. Gemeinsam Flagge zu zeigen ist auch jenen möglich, die sich selbst als Cis-Gender identifizieren. Lasst uns den 14. Juli also gemeinsam begehen, buntes Event Stuff herausholen und die Flagge hochhalten für mehr Anerkennung non-binärer Menschen!
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