Genderfluide (Geschlechts)Identität

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Seit sich Brad Pitt, Lars Eidinger oder Harry Styles in Röcken oder Kleidern präsentieren und bei Events Perlenketten tragen, ist klar, dass sich das Männlichkeitsbild verändert. Die genderfluid Mode zeigt einen neuen, weicheren und eben fluiden Mann. Der harte Kerl als Sinnbild von Männlichkeit hat zwar nicht ganz ausgedient, tritt aber auch in der LGBTQI*-Community etwas in den Hintergrund. Fällt es dir auch leicht, dich situations- oder zeitbedingt in verschiedenen Geschlechtsidentitäten wiederzufinden? Gehört es zu dir, im Alltag und auch beim Sex als Mann, Frau, nicht-binäre oder agender-Persönlichkeit zu agieren? Dann zählst du vielleicht zu den genderfluiden Menschen.

Was bedeutet genderfluid – Eine Definition

Einfach formuliert kann man sagen, dass genderfluide Menschen ein „flüssiges“ Geschlecht besitzen, das sich zeitbedingt oder in Abhängigkeit von Situationen ändert. Wer „genderfluid“ ist, hat zwar ein nicht-binäres Geschlecht, genderfluide Personen können aber zeitweise auch binär (männlich/weiblich) sein. Hier geht es also um die Geschlechtsidentität eines Menschen, die ja beschreibt, mit welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern sich ein Mensch selbst identifiziert. Falls du genderfluide bist, kannst du über einen Zeitraum hinweg oder in bestimmten Situationen zwischen allen möglichen Geschlechtern wechseln. Du bist etwa in der Lage, von männlich zu weiblich zu wechseln. Es ist dir aber auch möglich, von weiblich zu nicht-binär oder von einem nicht binären Geschlecht zur agender-Identität zu wechseln. Als genderfluide Person kannst du sogar mehrere Geschlechter gleichzeitig ausdrücken, weil sich deine Geschlechtsidentität im Fluss befindet.

Unter den Personen, deren Geschlecht sich ändert, gibt es viele, die den Begriff genderfluid nicht für sich selbst in Anspruch nehmen. Sie bevorzugen meist die Begriffe bi-gender oder auch genderqueer. Ändern sie das Geschlecht nur im Rahmen bestimmter Muster oder in bestimmten Situationen, kommen auch Begriffe wie spiegel-gender (wenn sich das Geschlecht dem anderer Personen anpasst) oder komplementär-gender (wenn das eigene Geschlecht das anderer Personen ergänzt) zum Einsatz.

Kategorisierung allerorten

Früher war eine Entscheidung gefragt, man musste sich zwischen den beiden offiziell anerkannten Kategorien “männlich” oder “weiblich” entscheiden, wenn die Frage nach dem Geschlecht auftauchte. Egal, ob beim Antrag für einen Reisepass, bei der Kontoeröffnung, bei einer Jobbewerbung oder bei Umfragen, jedes Mal wurde verlangt, das eigene Geschlecht preiszugeben, sich festzulegen, sich hinsichtlich der eigenen Geschlechtsidentität selbst in einen Käfig zu sperren. Eine solche Anforderung erlebten diejenigen, deren Eigendefinition jenseits der Begriffe Mann oder Frau lag, als enorme seelische Belastung. Den Begriff genderfluide für sich zu entdecken, ist für viele ein Glücksmoment, weil sie endlich ein Zugehörigkeitsgefühl erleben und sich verstanden fühlen.

Wie Geschlechterflexibilität und Sex zusammenhängen

Ob du genderfluide bist, hat vor allem mit deiner Geschlechtsidentität zu tun und hängt nicht mit deiner sexuellen Orientierung zusammen. Deine Geschlechterflexibilität hat keinerlei Einfluss auf deine sexuellen Vorlieben oder deine sexuelle Orientierung. Dennoch kann die Art und Weise, wie dein Partner beim Sex mit dir interagiert, eine wichtige Rolle. Wie kannst du beispielsweise kommunizieren, was du willst? Es kann immerhin sein, dass du dich unwohl fühlst, wenn dein Partner dich auf bestimmte Art anfasst oder Dinge tut, die normalerweise als weiblich oder männlich gelten?

Viele genderfluide Personen mit angeborenen, männlichen Geschlechtsmerkmalen und momentan weiblicher Identität mögen es beispielsweise nicht, wenn der Partner ihren Penis berührt. Andererseits empfinden genderfluide Personen mit weiblichen Merkmalen und männlicher Identität als sehr unangenehm, wenn ihre Brüste betrachtet oder angefasst werden. Genderfluide Personen neigen auch dazu, die Verhaltensweisen der Geschlechtsidentität beim Sex zu übernehmen, die diesen von der Gesellschaft zugeschrieben werden. Das bedeutet, als Mann hast du den dominanten Partner zu spielen, als Frau springst du in die unterwürfige Rolle.

Ganzheitlicher Wechsel der Persönlichkeit

Genderfluide Personen möchten ihr inneres Empfinden auch nach außen hin zeigen, was bei Celebrities oft über das Outfit auf roten Teppichen geschieht. Beim Sex ist es ähnlich. Viele genderfluide Personen mit angeborenen weiblichen Geschlechts- und Körpermerkmalen möchten gerade beim Sex nicht daran erinnert werden, wie ihr Körper wirklich aussieht, vor allem, wenn sie eine männliche Rolle haben. Das kann so weit gehen, dass Spiegel vom Ort des „geilen Geschehens“ entfernt werden, dass möglichst viele Kleidungsstücke die weiblichen Konturen verbergen oder dass lange Haare in Hochsteckfrisuren verschwinden. Diese Details helfen ihnen dabei, die momentane Persönlichkeit auch äußerlich aufrechtzuerhalten.

Offenheit gegenüber dem Partner

Was bei einem sexuellen Erlebnis möglich ist, hängt vor allem davon ab, wie weit dein Partner gehen möchte oder kann. Du solltest, wenn du eine genderfluide Identität hast, auf jeden Fall das Gespräch suchen, und zwar vor dem Sex. Das ist beispielsweise wichtig, wenn es darum geht, ob Ihr beim Sex Spielzeuge verwendet, um euer Erlebnis noch geiler zu machen. Viele genderfluide Personen berichten, dass der Einsatz von Sextoys für sie spannend ist, wenn sie eine männliche Rolle spielen. Das klappt aber nur, wenn der Partner offen für ein solches Thema ist und ohnehin entsprechende sexuelle Vorlieben hat. Manchmal mögen es genderfluide Personen, obwohl sie gerade in der weiblichen Persönlichkeit stecken, ihre dominante Seite auszuleben und umgekehrt. Hier kommt es sehr stark auf die Flexibilität des Partners an.

Anlaufstellen für genderfluide Personen

Obwohl das Thema genderfluide Geschlechtsidentität bisher vor allem als Unterthema im Bereich der Trans- und Intergruppen vorkommt, gibt es in Deutschland verschiedene Anlauf- und Beratungsstellen, bei denen sich Personen, die eine genderfluide Identität haben, Rat holen und andere genderfluide Menschen treffen können. Beispiele sind etwa die Trans*- und Inter*Treffen Flensburg oder Freiräumle Hohenems.

Für dich, wenn du vermutest, dass du genderfluide sein könntest, ist es wichtig, dir ausreichend Zeit zu nehmen und ganz in Ruhe herauszufinden, ob du zu dieser Gruppe gehörst. Das gilt ganz unabhängig von deinem Alter, denn viele entdecken auch erst später, dass sie anders sind als andere. Suche dir Hilfe, mache deine eigenen Erfahrungen auch in Sachen Sex und genieße es, die männliche, weibliche, non-binäre oder auch agender-Persönlichkeit zu sein, als, die du dich jeweils empfindest.

 

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