Bin ich pervers oder was genau bedeutet dieser Begriff?

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Allgemein bezieht sich “Perversion” – vom lateinischen “perversus“, welches “verkehrt” oder “umgedreht” bedeutete – auf eine Verdrehung oder Umkehrung des normalen Zustands, was ein Verhalten bedeutet, das der allgemein anerkannten Norm widerspricht.

Doch wer entscheidet, was als normgerechtes Verhalten gilt? Im Grunde genommen ist es die Gesellschaft selbst. Trotz fortschrittlicher Einstellungen in den letzten Jahrzehnten ist die sie immer noch voller Vorurteile. Personen, die sich anders verhalten oder anders sind als der Großteil der Bevölkerung, werden oft als seltsam oder gar pervers bezeichnet. Nicht nur im sexuellen Bereich. Anderssein erweckt Unverständnis und Ängste. Verhaltensweisen oder Dinge, die nicht verstanden werden können, führen oft zu Abwehrreaktionen und zur Stigmatisierung des Abweichenden.

Eine Erklärung, ob pervers sein eine Krankheit ist

Obwohl der Begriff “kinky” definitiv eine sexuelle Andersartigkeit beschreibt, hat “pervers” nicht ausschließlich einen sexuellen Kontext. Im sexuellen Kontext bezeichnet es “unnatürliche” Praktiken wie Masochismus, Exhibitionismus oder Fetischismus, Sexualität. Und auch für Verhaltensweisen, welche nicht dem moralischen Konsens der Mehrheit entsprechen. Auch außerhalb der Sexualität können unkonventionelle Vorlieben als pervers angesehen werden, selbst kriminelle und abscheuliche Taten können so bezeichnet werden. Im Alltag wird das Wort auch im lockeren Kontext verwendet, um besonders unkonventionelle Vorlieben zu beschreiben. In jedem Fall drücken alle Verwendungen eine Andersartigkeit und eine Vorliebe für etwas als “falsch” bezeichnetes aus.

Im BDSM-Bereich werden bestimmte Kinks und Praktiken von Vanillas oft als abwegig und befremdlich empfunden. Diese ungewöhnlichen und teilweise bizarren oder absurden Handlungen empfangen so die Bezeichnung “pervers“.

Beschämung

Dies kann bei den Betroffenen oft Schuldgefühle auslösen, da sie nicht der gängigen Norm entsprechen. Viele unterdrücken ihre Neigungen aus Scham und Angst vor Ablehnung, was zu enormem Druck und psychischen Problemen führen kann. Doch ist es wirklich pervers, abnorm oder ungewöhnlich, wenn man allein, zwei oder mehr Personen – in gegenseitigem Einverständnis und freiwillig – Praktiken bevorzugen, die im Schlafzimmer nicht üblich sind? Hat die Gesellschaft das Recht, zu verurteilen?

Auch in der Psychologie wird abweichendes Sexualverhalten nicht mehr als Perversion bezeichnet. Und eine Therapie nur empfohlen, wenn starke psychische Belastungen auftreten.

Wenn du also mit deinem Partner Fantasien ausleben möchten, die als Perversion bezeichnet werden, solltest du die Meinung deiner Mitmenschen außen vor lassen. Und die Abkehr von der sogenannten Normalität genießen. Lasse deiner Fantasie freien Lauf und achten auf das Prinzip “safe, sane, consensual”, das die Grundlage jeder (sexuellen) Beziehung bilden sollte. Wenn du verantwortungsbewusst handeln, mit klarem Verstand und einvernehmlich handeln, ohne dass jemand zum Handeln gezwungen wird, kannst du deine Fantasien ohne Schuldgefühle ausleben.

Wann ist pervers auch wirklich krank?

Die Einordnung von Perversion als krankhaft hängt von verschiedenen Faktoren ab. Früher wurde der Begriff in der Psychologie häufig verwendet, um abweichendes sexuelles Verhalten als pathologisch zu bezeichnen. Heutzutage wird jedoch angenommen, dass es keine spezifische sexuelle Handlung an sich gibt, die als krankhaft bezeichnet werden kann. Stattdessen wird in der Regel auf den Kontext und die Auswirkungen auf die betroffene Person oder auf andere Menschen geachtet.

Wenn beispielsweise eine Person unter ihrer sexuellen Vorliebe leidet oder wenn ihre Handlungen zu Schäden bei anderen führen, kann dies als krankhaft betrachtet werden. Wenn jemand seine sexuellen Fantasien und Neigungen jedoch unter Kontrolle hat und diese einvernehmlich mit einem Partner auslebt, ohne dass jemand geschädigt wird, dann wird dies in der Regel nicht als krankhaft bezeichnet.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Einordnung von Perversion als krankhaft ein komplexes Thema ist und von vielen individuellen Faktoren abhängt. Es wird empfohlen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn man sich unsicher oder belastet fühlt.

Auf einen Blick – Spezielle Vorlieben

  1. Früher betrachteten Psychologen Sadomasochismus als eine psychische Störung. Und auch heute noch wird es im internationalen Diagnosesystem ICD-10 als “Paraphilie” aufgeführt. Allerdings gibt es mittlerweile kontroverse Meinungen bezüglich dieser Einordnung.
  2. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Menschen, die ihre Sexualität mit Dominanz- und Unterwerfungsrollenspielen ausleben, keine psychischen Störungen aufweisen.
  3. Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Vorliebe für BDSM mit dem Persönlichkeitsmerkmal “Sensation Seeking” verbunden sein könnte. Dieses Merkmal beschreibt den Drang nach Nervenkitzel und Abwechslung.

BDSM und pervers?

In der BDSM-Szene wird der Begriff “pervers” oft mit Vorsicht verwendet, da er für die Mehrheit der Menschen negativ konnotiert ist und schnell zu Kinkshaming führen kann. Während es sicherlich Personen gibt, die ihre Lust daran haben, die Tabus anderer zu brechen und es genießen, als pervers bezeichnet zu werden, bleibt der Begriff mit der Assoziation nicht-einvernehmlicher Qualen besetzt.

Außerhalb der BDSM-Szene wird “pervers” größtenteils abwertend und beleidigend verwendet und es ist höchst diskriminierend, Menschen aufgrund ihrer sexuellen Vorlieben als unnormal, abartig oder gefährlich zu bezeichnen. Jeder interpretiert das Wort für sich anders, daher sollte man es besser seltener als öfter verwenden, um Verletzungen zu vermeiden.

 

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